Historischer Hintergrund

Die Geschichte der Buchenwaldbahn
Züge in den Tod

Transport vom September 1944

Am 24. August 1944 befahl der Chef des SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamtes, dass alle nicht „arbeitsfähigen“ jüdischen Inhaftierten aus den im Reichsgebiet befindlichen Konzentrationslagern nach Auschwitz zu deportieren seien. Dieser Befehl galt auch für die im Stammlager Buchenwald inhaftierten Sinti und Roma, die die SS nicht mehr zur Zwangsarbeit hatte „verwerten“ können. Die Männer und Jungen waren vorrangig zur Arbeit in Rüstungsprojekten vorgesehen und wurden auch in die zahlreichen Außenlager des KZ-Buchenwald weitergeleitet. Für viele minderjährige Sinti- und Romajungen hatte die SS keine „Verwendung“, da sie zu schwach waren, um als Arbeitssklaven eingesetzt zu werden. 

Am 26. September 1944 setzte sich ein erster „Vernichtungstransport“ vom Bahnhof Buchenwald mit dem Ziel Auschwitz-Birkenau in Bewegung. In diesem Zug befanden sich auch 200 Sinti und Roma, fast ausschließlich Kinder und Jugendliche. Der Jüngste war gerade 9 Jahre alt. Nach jetzigem Forschungsstand entkamen lediglich zwei von ihnen dem Tod.

Der erste Abschnitt des Gedenkortes am Gedenkweg ist diesen 200 Minderjährigen gewidmet. An sie erinnern Gedenksteine, die in freiwilliger Arbeit gestaltet wurden und Teil eines sich weiterentwickelnden Denkmals am Gedenkweg-Buchenwaldbahn sind. 

Der Abschnitt wurde im Juli 2013 offiziell durch Romani Rose, dem Vorsitzenden des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, eingeweiht.   

Transport vom Oktober 1944

Von Mai bis Juli 1944 ließ das Reichssicherheitshauptamt innerhalb von nur vier Monaten 400.000 ungarische Jüdinnen und Juden allen Alters nach Auschwitz deportieren. Zehntausende wurden in den dortigen Gaskammern ermordet. 
Nur der Arbeitskräftemangel führte dazu, dass ab Mai 1944 Tausende dieser ungarischen Jüdinnen und Juden der sofortigen Vernichtung entzogen und in die Konzentrationslager nach Deutschland gebracht wurden. Schlecht bekleidet, von Hunger und Krankheit geschwächt, war die Zuteilung zur Zwangsarbeit – die beständige Qual bis zum Tod bedeutete – gleichzeitig ihre einzige Chance, weiterzuleben.

Allein aus Buchenwald schickte die SS, solange die Gaskammern in Auschwitz noch funktionierten, über 2.000 kranke und schwache jüdische Männer, Frauen und Kinder zur sofortigen Vernichtung zurück. Der größte dieser Transporte verließ den Bahnhof Buchenwald am 3. Oktober 1944. Unter den 1.188 Juden dieses Zuges waren auch 111 Minderjährige.

Der zweite Abschnitt des Gedenkortes am Gedenkweg-Buchenwaldbahn ist diesen 111 jüdischen Kindern und Jugendlichen gewidmet. Er wurde im Juli 2022 offiziell eingeweiht.  

Transport von den Leipziger HASAG-Werken nach Auschwitz

Vom größten Außenlagerkomplex des KZ-Buchenwald, an dem bis zum Kriegsende über 14.500 weibliche und männliche Inhaftierte Zwangsarbeit leisten mussten, setzte sich am 28. August 1944 ein Deportationszug nach Auschwitz in Bewegung. In diesem Zug befanden sich auch schwangere Frauen, und Mütter mit ihren Kindern, die man zuvor aus dem besetzten Polen ins Deutsche Reich verschleppt hatte. Das jüngste Kind in diesem Transport war erst vier Jahre alt.

Der dritte Abschnitt des Gedenkortes am Gedenkweg-Buchenwaldbahn ist den 41 als jüdisch verfolgten Kleinkindern und Minderjährigen dieses Transportes gewidmet, die alle in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet wurden. 

Seit 2022 dauert die Arbeit an den ihnen gewidmeten Gedenksteinen an.