Namen
Vaslav Holomek
- geboren
- 08.01.1935, Ettmannsdorf
- Nationalität
- Tschechien
- Haftnummer
- 74367
- Alter
- 9
- Unterbringung
- Zeltlager, Block 58, Block 47
Vaslav (eigentlich Vaclav) wird 1935 in der Nähe von Brno, Tschechien geboren. Er wächst im Kreis einer weit verzweigten Familie auf und besucht ein Jahr lang die Volksschule. Die Familie wird dann vermutlich in ein Zwangslager für Sinti und Roma in Hodonín eingewiesen, bis man sie im März 1943 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Im Jahr darauf werden Vaclav, sein Vater und zahlreiche weitere Verwandte nach Buchenwald überstellt. Die SS pfercht sie zunächst im „Kleinen Lager“ zusammen, wo sich ihre Wege trennen. Der Vater wird nach kurzer Zeit in das Außenlager "Dora" verbracht, Vaclav hingegen verbleibt in Buchenwald und wird in das Hauptlager überstellt. Rettung bedeutet dies jedoch nicht. Die SS hat keine „Verwendung“ für den Jungen. Als sie einen Vernichtungstransport zusammenstellt, wird auch Vaclav mit diesem nach Auschwitz zurück geschickt. Gerade neunjährig, wird er kurz darauf im Gas ermordet.
Bearbeiter*innen
Bearbeiter*innen
Anke Kronshage (37, Lemgo / Deutschland)
Er gibt nur wenig, was ich von Dir weiß, doch trotzdem bist Du mir nah - irgendwie. Im Sommer 2009 habe ich begonnen, Deinen Namen in einen Flussstein zu meißeln. Heute, am 17. Juli 2013 habe ich den Stein mit deinem Namen fertiggestellt und zu den anderen an den Wegesrand gelegt.
Seit fünf Jahren komme ich nun im Sommer für zwei Wochen an die Gedenkstätte Buchenwald und begleite junge Menschen, die in dieser Zeit ehrenamtlich hier arbeiten und viel über die Geschichte des Ortes und des Zweiten Weltkriegs erfahren. Jedes Jahr habe ich - mal mehr, mal weniger - Zeit im Wald verbracht und einige Buchstaben Deines Namens in den Stein gemeißelt. Und mit jedem Jahr und jedem Buchstaben bist Du mir Stück für Stück näher gekommen- irgendwie.
Weißt Du, es gibt so viele Zahlen, Daten und Fakten zur Geschichte dieses Ortes und zur Geschichte der Zeit in der Du gelebt hast, dass mir manches Mal der Kopf schwirrt, und ich mir all das gar nicht vorstellen kann, geschweige denn alles merken kann. Manches Mal fällt mir auf, dass ich versuche, die Dinge auf Abstand zu halten, denn sowohl Trauer als auch die Verantwortung, die ich in solchen Momenten spüre, liegen schwer, zu schwer, auf mir, und ich stehe hilflos und ohnmächtig all dem Leid gegenüber.
Doch als ich an dem Stein arbeitete, bekam Geschichte plötzlich einen Namen - Deinen Namen - Vaslav Holomek.
Das Leid, dass Dir widerfahren ist, kann ich nicht ungeschehen machen, doch ich kann, und ich werde dafür sorgen, dass Dein Leid und Deine Geschichte nicht in Vergessenheit geraten.
