Namen
Alfred Freiwald
- geboren
- 27.02.1931, Saratow (Russ. Föd.)
- Nationalität
- Deutsches Reich
- Haftnummer
- 74191
- Alter
- 13
- Unterbringung
- Zeltlager, Block 58, Block 51
Der 1931 geborene Alfred wächst in Berlin auf. Er lebt im Stadtteil Friedrichshain und besucht die Volksschule. Schon bevor er im März 1943 verhaftet wird, ist er auf sich allein gestellt: Vater und Mutter hatte man bereits festgenommen. Oswald wird nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Nach mehr als einem Jahr überstellt ihn die SS in das Konzentrationslager Buchenwald. Hier soll der Junge schwere Zwangsarbeit leisten. Der Junge wird mit Tausenden anderen Häftlingen im so genannten "Kleinen Lager" untergebracht. Als die SS einen Vernichtungstransport zusammenstellt, steht auch sein Name auf der Liste. Alfred wird am 25. September 1944 nach Auschwitz zurück geschickt und kurz darauf im Gas ermordet.
Bearbeiter*innen
Bearbeiter*innen
Holger Obbarius (34, Jena/ Deutschland)
Ich habe den Stein für Alfred Freiwald seit 2009 über mehrere Jahre hinweg bearbeitet, jedes Jahr jeweils für ein paar Stunden in jener Zeit, wenn die Sommercamps von „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste“ stattfanden. Im ersten Jahr, als ich begann einige Buchstaben in den Stein einzuarbeiten, wusste ich über Alfred, dass er von Auschwitz-Birkenau nach Buchenwald deportiert worden war und einige Wochen später nach Birkenau zurückgeschickt wurde. Offenbar sollte er in einer der Gaskammern von Birkenau sterben.
Am Ende des ASF-Sommercamps 2009 trafen aus dem Archiv des Internatonalen Suchdiensts Bad Arolsen Kopien zweier SS-Dokumente ein. Das eine hält eine Anzahl persönlicher Angaben über Alfred Freiwald fest, beispielsweise wo genau der „schlanke“, „dunkelblonde“ Junge mit den „braunen“ Augen gewohnt hat und zur Schule ging, bevor er von Berlin nach Auschwitz verschleppt wurde. Ich habe außerdem erfahren, dass seine Mutter ins KZ Ravensbrück verbracht wurde. Sein Vater kam in das Gefängnis Luckau in Brandenburg. Alfred musste sich demnach als 14jähriger allein in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau und Buchenwald zurechtfinden.
Das andere Dokument, seine „Effektenkarte“ aus dem Konzentrationslager, gibt an, dass Alfred unter anderem einen Hut, zwei Unterhemden und einen „Binder“, also eine Krawatte mit in die Lager brachte. Vielleicht hat er bei seiner Verschleppung aus Berlin gedacht, es könne in der kommenden Zeit hilfreich sein, ordentlich gekleidet mit Krawatte und Hut aufzutreten. Oder hat ihm seine Mutter diese Sachen noch schnell zurechtgelegt als sie aus der Berliner Wohnung in der Markusstraße 2 abgeholt worden sind?
Ich würde gern viel mehr über Alfred Freiwald und seine Familie wissen als ich bis zur Fertigstellung seines Gedenksteins im Sommer 2013 in Erfahrung bringen konnte. Die wenigen Dinge, die ich über ihn lernen durfte, ermöglichen mir immerhin die Entwicklung eines gewissen Bilds von ihm. Wenn ich seinen Gedenkstein anschaue, stelle ich mir einen schlanken, 1 Meter und 58 Zentimeter großen Jungen vor, unter dessen Hut dunkelblonde Haarspitzen hervorluken. Er sieht mich mit seinen braunen Augen freundlich an und will mir scheinbar etwas erzählen, aber sein Mund bleibt stumm.
