Summercamp Saison 2025 vorbei – 2026 in Sicht!
Intensiv, international, immer am Start - Summercamps am Gedenkweg Buchenwaldbahn
Hört ihr es klackern? Hört ihr die leisen Gespräche in ganz verschiedenen Sprachen? Mal spielt jemand leise Musik und singt, mal knuspern Kekse bei der Pause.
Manchmal hört man das Lachen und das engagierte Wuchten und Tragen schwerer Laubsäcke im Wald.
Oder das fordernde Kratzen der Bürsten an den Gedenksteinen, bevor lautlos konzentriert der Name auf dem Stein mit bunter Farbe nachgezeichnet wird.
Das waren der Juli, August und September 2025 am Gedenkweg Buchenwaldbahn.
Das war die Summercamp Season 2025. Hier gehts zum kurzen MDR Thüringen Journal-Bericht.
Habt ihr schon mal was von der Arbeit der Summercamps am Gedenkweg Buchenwaldbahn gehört?
Internationale Study- and Workcamps sind Summercamps in der Gedenkstätte Buchenwald
Schon seit Jahrzehnten bieten internationale Organisationen in der Gedenkstätte Buchenwald diese zweiwöchigen Programme auf Englisch an. In den Sommermonaten jeden Jahres kommen so dutzende, oft junge Menschen aus aller Welt nach Weimar. Sie leben in der Jugendbildungsstätte vor Ort und tauchen intensiv in die Geschichte Buchenwalds ein.
Auch die Arbeit am Gedenkweg Buchenwaldbahn ist zentraler Teil der Summercamp-Zeit. Bis zu drei Summercamps gibt es jeden Sommer.
Dieses Jahr fanden Camps von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, dem Service Civil International und der Vereinigung junger Freiwilliger e.V. statt.
Insgesamt sechs Wochen waren die Teilnehmer:innen fast täglich am Gedenkweg unterwegs. Sie gravierten Namen von Jugendlichen in Gedenksteine, reinigten die Entwässerungsgräben, schnitten das hohe Gras am Wegrand weg und beseitigten Laub und Äste. Sie ebneten auch den Gedenkweg zur Wanderung ein.
Ohne diese stetige Arbeit im Sommer wäre der Weg zu dieser Jahreszeit schnell zugewachsen. Auch für die Winterzeit ist diese Vorarbeit extrem wichtig. Es ist eindeutig: ohne die vielen vielen Hände, die im Sommer mit anpacken, gäbe es den Gedenkweg Buchenwaldbahn nicht!
„Each stone is a quiet act of justice“ - Jeder Stein ist ein stiller Akt der Gerechtigkeit
Das schrieb Angela (19) aus Frankreich über ihre Gravur-Arbeit am Gedenkstein für den jungen, polnischen Juden Abram Ajzenberg.
Abram war am 29. Juli 1927 in Będzin in Polen geboren worden. Er wurde zur Zwangsarbeit verschleppt, genau wie sein Vater Moszek. Abram war 17 Jahre alt, als er am 16. Februar 1945 im Kleinen Lager von Buchenwald starb - kaum zwei Monate vor der Befreiung des KZ.
Angela recherchierte viel über Abrams Geschichte und die systematische Verfolgung jüdischer, polnischer Kinder im Zweiten Weltkrieg.
Mehr über Abrams Geschichte könnt ihr bald in einem eigenen Blogeintrag lesen.
Als die zwei Wochen endeten und der Stein beinahe fertig graviert war, schrieb Angela über die Erfahrung:
“While engraving the stone for the Gedenkweg, I felt that I was doing something concrete to contribute to remembrance. I wanted to take part in a project that transforms memory into action: something lasting and meaningful. This project restores visibility and dignity to lives that were deliberately erased and each stone is a quit act of justice.”
[Übersetzung: „Beim Gravieren des Steins für den Gedenkweg hatte ich das Gefühl, einen konkreten Beitrag zum Gedenken zu leisten. Ich wollte an einem Projekt mitwirken, das Erinnerung in Handeln umsetzt: etwas Bleibendes und Sinnvolles. Dieses Projekt gibt den Leben, die bewusst ausgelöscht wurden, ihre Sichtbarkeit und Würde zurück, und jeder Stein ist ein stiller Akt der Gerechtigkeit.“]
"Seine Wichtigkeit als Mensch wird für immer im Gedächtnis bleiben"
Im Sommer 2025 haben zahlreiche, vor allem junge Menschen geholfen, das Denkmal für die ermordeten Kinder und Jugendlichen am Gedenkweg wachsen zu lassen.
Fast ein Dutzend Gedenksteine sind in den vergangenen sechs Wochen fertig geworden. Über 325 bereits niedergelegte Steine konnten gereinigt werden, all diese Namen sind mit neuer Farbe nachgezeichnet. Über vier Kilometer Wanderweg ist instandgesetzt. Viele hundert Meter Abwassergräben sind gereinigt.
Herbst und Winter können kommen!
Und doch: die Recherche der Geschichten hinter den Namen deportierter und durch Zwangsarbeit zugrunde gerichteter Jugendlicher dauert an.
Auch hier haben die Teilnehmenden die Initiative Gedenkweg Buchenwaldbahn unterstützt.
“Die Arbeit am Gedenkweg hat mir gezeigt, dass […] es so viele ungeklärte (wahrscheinlich teils für immer ungeklärte) Schicksale von Frauen, Männern und Jugendlichen gibt. Sich mit den ganzen Namen der Personen zu beschäftigen hat mir auch gezeigt, wie schwierig das Ganze ist und wie viele Hürden auf einen zukommen”, schrieb die Teilnehmerin Bella (19) aus Deutschland nach der Summercampzeit. Sie hat am Gedenkstein für Szlama Olsztejns gearbeitet. Die Recherche nach seiner Geschichte gestaltete sich sehr schwierig.
Bella ist sich trotzdem sicher: “Auch wenn das Gravieren von Szlama Olsztejns Namen sein Schicksal nicht ändert, wird er so nie wieder vergessen. An ihn wird erinnert. Seine Wichtigkeit als Mensch wird für immer im Gedächtnis bleiben, denn seine Persönlichkeit und Leben waren und sind bedeutsam.”
Wollt ihr 2026 dabei sein?
Dann behaltet die Website der Gedenkstätte Buchenwald im Blick: https://www.buchenwald.de/engagement/summer-camps
Im Zeitraum Januar-März 2026 werden die Organisationen die Bewerbungsphase für die Summercamp Season 2026 starten. Sehen wir uns also bald am Gedenkweg Buchenwaldbahn?