Ein Gedenkstein kommt zurück

Der Gedenkstein von Rachela Thaler in der Schubkarre vor der Ablage (Foto: S. Skrupnik)
Als ein Lehrer einer Bochumer Schule in der Jugendbegegnungsstätte einen großen, schweren Karton auf den Tisch stellt, staune ich nicht schlecht. „Das ist von einem Kollegen!“
In dem Karton, sorgsam verpackt, befindet sich ein Gedenkstein. In den Stein ist bemerkenswert filigran und professionell graviert worden. Ein Name ist darauf zu lesen: Rachela Thaler.
„Das ist ein Gedenkstein vom Gedenkweg Buchenwaldbahn, oder?“, frage ich.
„Genau. Mein Kollege unterrichtet am Neuen Gymnasium Bochum. Sie haben den Gedenkstein in der Schule mit der Geschichts-AG graviert.“
Was für eine unerwartete Überraschung.
Die Schüler:innen des Bochumer Gymnasiums waren in der Gedenkstätte Buchenwald zu Gast gewesen. Der Gedenkweg mit seinen Gedenksteinen hatte sie beeindruckt und bewegt. Sie wollten gerne einen Beitrag leisten; doch es war nicht genug Zeit, den Stein vor Ort fertig zu meißeln.
Also haben sie gemeinsam mit der Initiative Gedenkweg Buchenwaldbahn eine Lösung gefunden. So wurde der Stein in Bochum fertig graviert und fand seinen Weg aus NRW zurück nach Weimar in die Gedenkstätte Buchenwald.
Jetzt ist klar, was passieren wird. Der Gedenkstein soll an den Gedenkweg gebracht und dort niedergelegt werden.


Dass ein Gedenkstein wiederkommt, ist etwas Besonderes – so etwas passiert nicht alle Tage.
Das empfinden auch J. und Heiko (jeweils rechts in den Bildern), als sie den Gedenkstein für Rachela Thaler schließlich im Wald am Gedenkweg platzieren.
Die Fotos schicken wir auch an die Schüler:innen des Neuen Gymnasiums Bochum und bedanken uns sehr. Ohne ihr großes Engagement und ihren Einsatz wäre der Stein so nicht fertig geworden.
Rachela Thaler war ein jüdisches Mädchen aus Krakau, das am 18. August 1944 gerade 14 Jahre als geworden war. Sie war in einem Transport, der am 28. August 1944 vom größten Außenlagerkomplex des KZ Buchenwald – den Leipziger-HASAG-Werken – nach Auschwitz abfuhr. In diesem Außenlagerkomplex waren bis zum Kriegsende über 14.500 weibliche und männliche Inhaftierte, die Zwangsarbeit leisten.
In jenem Zug am 28. August befanden sich auch schwangere Frauen und Mütter mit ihren Kindern, die man zuvor aus dem besetzten Polen ins Deutsche Reich verschleppt hatte. Das jüngste Kind in diesem Transport war erst vier Jahre alt.
Aktuell entsteht ein Abschnitt des Gedenkortes am Gedenkweg-Buchenwaldbahn, der den 41 Kleinkindern und Minderjährigen dieses Transportes gewidmet ist. Sie alle wurden in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet. Seit 2022 dauert die Arbeit an den ihnen gewidmeten Gedenksteinen an.
Wir danken den Schüler:innen des Neuen Gymnasiums Bochum herzlich dafür, dass sie Rachela Thaler ein Denkmal gesetzt haben!