Wisst ihr, was Kollrosing ist?
Wir wussten es nicht, als Hans vom Sint-Pieterscollege in Leuven (Belgien) uns im November 2024 anschrieb.
Es ist eine bestimmte Art, Holz zu bearbeiten. Aus größeren Stücken Holz, zum Beispiel von alten Ästen, etwas herausschälen und dann schnitzen.
Wenn Hans nicht im Klassenzimmer steht und unterrichtet, ist er in seiner Werkstatt - zum Kollrosing.
“Können wir Holz vom Gedenkweg haben?”
Hans' Hobby inspirierte ihn. Denn im März 2025 würden - wie jedes Jahr! - zahlreiche Schüler*innen aus Leuven eine Programmwoche in Weimar verbringen.
Das Programm heißt “Snapshot”. Alle Teilnehmer*innen würden sich mit “Menschenbildern” beschäftigen - jetzt und heute, aber auch in der Geschichte. In der Weimarer Klassik, zur Zeit des Bauhauses, in der Zeit des Nationalsozialismus. Auch ein Besuch in der Gedenkstätte Buchenwald stünde an.
Und, das war Hans klar - es würde künstlerische und handwerkliche Workshops geben.
Warum also nicht aus altem Holz vom Gedenkweg etwas herstellen, dass alle Schüler*innen von dieser Weimarfahrt mitnehmen können?
Eine bleibende Erinnerung selbst schaffen, etwas Neues schaffen aus totem Holz aus dem Wald bei Buchenwald.
Das war die Idee. Wir mochten diese Idee sehr.

Als die Leuvener Schüler*innen schließlich am 9. März in die Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar (EJBW) eincheckten, war das gewünschte Holz schon auf dem Weg. Heiko von der Initiative Gedenkweg Buchenwaldbahn übergab Altholz aus dem Wald rund um den Gedenkweg an Hans.
Dessen fachliche Inspektion war rasch abgeschlossen: weiches Holz, 8 cm dick, alles prima.
Allerdings hatte sich der Plan etwas geändert. Kleine, hölzerne Erinnerungen für ALLE in Leuven zu schaffen wäre wunderbar. Es hätte aber fast 200 solcher Holzfiguren gebraucht. Workshopzeit: 3-4 Stunden, Schüler*innen: 7-8, sehr motiviert!, aber ganz neu im Kollrosing.
Leider nicht realisierbar.
Aber: der neue Plan hatte es in sich…


15 words to share
No soft smart fragile tender human tissue should ever be ripped apart because we differ
Die englische Version eines Gedichtes, das man in Belgien kennt, sagt Hans.
Der Plan: jede*r stellt ein kleines Objekt aus Holz her - eine Figur, ein Gegenstand, ein Herz - und schnitzt einen Buchstaben aus dem Gedicht hinein.
15 Worte - 94 Buchstaben - zahlreiche Erinnerungen.
Also schnitzten und werkelten und arbeiteten die Schüler*innen an jenem Workshoptag an 15 Dingen.
Unter Hans' Anleitung wurde geschält, geschnitzt, gesägt und gezeichnet. Auch gelacht und diskutiert, wie diese Woche in Weimar so war.
Auch Finger mussten hin und wieder verbunden werden.
Am Ende fehlten noch eine Buchstaben und Worten. Diese gilt es jetzt, in Belgien herzustellen.
Schließlich präsentierten die Schüler*innen allen anderen ihre neu geschaffenen, hölzernen Erinnerungen - gemacht aus altem Holz, mit Worten für morgen.
Danke an alle Leuvener*innen für diese tolle Zusammenarbeit!


