Im Gedenken beieinander
Wer war Ida Birman?
Über die im Inklusionsprojekt gravierten Gedenksteine

Arbeitsplatz des Inklusionsprojekts (Foto: Gedenkstätte Buchenwad)
Birman… der Name kommt uns so bekannt vor. Ida Birman.
Gibt es eine Verbindung zu Rena? Rena Birman?
In den letzten Monaten gab es eine intensive Zusammenarbeit mit dem Inklusionsprojekt der Gedenkstätte Buchenwald. In diesem Projekt arbeiten Menschen mit Behinderungen als Expert*innen in eigener Sache in der Gedenkstätte Buchenwald, um Ort und Vermittlungsarbeit inklusiver zu gestalten. Wir haben uns sehr gefreut, dass so auch 5 weitere Gedenksteine in Erinnerung an deportierte, jüdische Mädchen und junge Frauen entstanden sind. Diese wurden von den Projektteilnehmenden im Werkstattkeller der internationalen Jugendbildungsstätte (IBS) in der Gedenkstätte graviert.
Vor einigen Wochen war es an der Zeit, die Gedenksteine in den Wald zu bringen und zu den anderen Steinen an den Gedenkweg Buchenwaldbahn zu legen. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Inklusionsprojektes konnten wir das wachsende Denkmal am Weg erweitern.
Die Steine liegen jetzt im 3. Abschnitt in Erinnerung an einen Transport, der am 28. August 1944 vom größten Außenlagerkomplex des KZ Buchenwald – den Leipziger-HASAG-Werken – nach Auschwitz abfuhr. In diesem Zug befanden sich auch schwangere jüdische Frauen und Mütter mit ihren Kindern, die man zuvor aus dem besetzten Polen ins Deutsche Reich verschleppt hatte.
Der 3. Abschnitt des Gedenkortes am Gedenkweg-Buchenwaldbahn ist den 41 Kleinkindern und Minderjährigen dieses Transportes gewidmet. Sie alle wurden in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet.

Wer war Ida Birman?
Auch der Stein für Ida Birman wurde abgelegt. Die mit weißer Farbe ausgemalten Buchstaben ihres Namens leuchteten hell auf dem leicht verschneiten Waldboden.
Und ihr Name kam uns so bekannt vor. Es gab nämlich schon einen Gedenkstein mit dem Namen Birman – Rena Birmann.
Konnte es sein…?
Eine erste Recherche ergab, was wir vermuteten: Ida hatte eine kleine Schwester, Rena.
Ida Birman war zum Zeitpunkt ihrer Deportation und Ermordung in Auschwitz-Birkenau 16 Jahre alt. Der Gedenkstein für ihre kleine Schwester Rena Birman lag bereits am Gedenkweg. Rena war an jenem 28. August 1944 erst 12 Jahre alt.

Als wir realisierten, dass Ida und Rena Schwestern waren, gab es nun mehr eins zu tun: wir legten die beiden Gedenksteine zusammen.
Nun leuchtet neben dem Gedenkstein für Ida auch der Name ihrer kleinen Schwester Rena in strahlendem Gelb auf dem Waldboden am Gedenkweg Buchenwaldbahn.
Wir konnten bereits herausfinden, dass Ida und Rena mit ihren Eltern zur Zwangsarbeit verschleppt wurden.
Ihre Mutter Perla Birman (34 Jahre) war mit ihren Töchtern an jenem 28. August 1944 im Zug nach Auschwitz-Birkenau. Dort wurden die drei ermordet.
Ihr Vater Berek Birman (35 Jahre) wurde nach Buchenwald verschleppt und im Außenlager Schlieben-Berga gezwungen, für die deutsche Rüstungsindustrie Zwangsarbeit zu leisten.
Was hat die Familie Birman vor ihrer Deportation für ein Leben geführt? Berek und Perla scheinen ein Schneiderei-Geschäft besessen zu haben. Was ist mit Berek Birman geschehen? Gab es weitere Familienmitglieder?
Viele Fragen sind noch offen. Wir recherchieren die Biografien hinter den Namen der Kinder und Jugendlichen sorgfältig, daher braucht es noch etwas Zeit.
Bis dahin liegt das Andenken an die Schwestern Ida und Rena Birman am Gedenkweg Buchenwaldbahn beieinander.