Herbststurm
Wer blockiert mit Laub den Gedenkweg?!
In der ersten Novemberwoche 2021 hat es stark gestürmt. Das fegt das restliche Laub von den Bäumen. Dutzende Kilo bunte und welke Blätter liegen auf dem Gedenkweg. Wenn sie nicht immer wieder entfernt werden, vermodern sie und machen den Weg rutschiger und unsicherer. Auch können Regenwasser und geschmolzener Schnee schlechter absickern.
Auch die Gedenksteine sind von Laub bedeckt nicht lesbar. Vergammeln die Blätter auf den Steinen, kann die Farbe, mit der die gravierten Namen deportierter Kinder und Jugendlicher ausgemalt wurden, Schaden nehmen. Somit würde die Erinnerung an ihre Geschichte langsam verblassen und verschwinden.
Hier ist Handarbeit gefragt! Zwar sind die Steine schnell vom Laub befreit – aber wer entfernt dutzende Kilo Blätter und Geäst nach einem solchen Sturm?

Gedenksteine nach dem Herbststurm am 7. November 2021 (Foto: Lisa Rethmeier)
Einige Teilnehmerinnen des Sommerlagers von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF e.V.) hatten schon im Sommer 2021 mit uns am Gedenkweg gearbeitet. Nun kamen drei von ihnen wieder nach Weimar, die Arbeit an einem Wochenende fortzusetzen. Drei Personen aus Weimar und Jena schlossen sich an. Einen Samstag und Sonntag arbeiten wir auf dem Weg: weg mit dem Laub vom Weg und den Steinen, weg mit den gefallenen Ästen, kurze Mittagspause mit Proviant, dann weiter und weg mit den kleineren, umgestürzten Bäumen auf dem Weg. Um größere Schäden kümmert sich das zuständige Forstamt.
Apropos größere Schäden und Forstamt…
Am Rand eines der beiden Lichtungsplätze auf dem Gedenkweg hatte jemand einen großen Laubhaufen abgekippt. Dieser Platz wird gern auf einer Wanderung zur Rast genutzt, hier steht im Sommer ein Picknicktisch mit Bänken.
Der Haufen geht uns bis zur Hüfte und lag mitten auf dem Weg. Er blockiert den Durchgang insbesondere für Fahrradfahrer:innen und die kleinen Forstautos. Dem Zustand der Blätter nach waren diese erst kürzlich hier abgekippt worden.
Was soll das?
Es passiere öfter, dass Leute hier ihren Müll abladen und ihn liegen lassen – so erfuhren wir später von Heiko Clajus von der Initiative Gedenkweg Buchenwaldbahn. In den letzten fast 15 Jahren hätten er und die anderen Engagierten der Initiative schon Haushaltsmüll, Sperrmüll, Küchengeräte und sogar Großmöbel wie Tische und Stühle angekippt gefunden. Nach der Meldung beim Forstamt und den Stadtwerken Weimar kümmerten sie sich aber oft selbst um eine rasche Entsorgung, um den Gedenkweg zu erhalten und eine würdevolle Erinnerung zu bewahren.
Ob so was aus Unwissenheit, aus Rücksichtslosigkeit oder absichtlich geschieht? Das fragen wir uns, als wir uns an jenem Novembersamstag ans Werk machen und den großen Laubhaufen so auf die Seite schaufeln, dass der Gedenkweg wieder zu befahren ist. Später holt Heiko das Laub ab.

Abgekippter Laubhaufen nach Umräumung durch zwei Helferinnen (Foto: Lisa Rethmeier)
Am Sonntagabend sind wir geschafft und zufrieden. Denn dank der tatkräftigen Mithilfe von nur sechs Personen konnten wir den Gedenkweg und insbesondere den Gedenkort mit den Gedenksteinen frei räumen.
So ist alles bereit für den nächsten Sturm und den bald beginnenden Schneefall. So sind hunderte Steine mit Namen deportierter Kinder und Jugendlicher wieder sichtbar.
Wir sagen Danke! an alle Herbst-Helfer:innen und freuen uns, euch am Gedenkweg wiederzusehen.

Gedenksteine nach dem Aufräumen (Foto: Lisa Rethmeier)
Links
Bericht der ASF Regionalgruppe Thüringen:
https://www.instagram.com/asf_thueringen/p/CWLBubsshEz/?img_index=1